Die Auferstehung Jesu Christi – der Neuanfang Gottes

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Liebe Pfarrgemeinde!

„Neuanfang“ steht auf der Titelseite dieser Ausgabe des Pfarrblättle. „Neu“ ist ein Wort, von dem eine gewisse Faszination ausgeht: eine neue Regierung, ein neuer Chef, die neue Frühjahrskollektion, neue, innovative Ideen, neue Horizonte usw. Das Christentum ist eine Religion, die den Menschen zum ständigen Neuanfang ruft und einen solchen möglich macht. Es gibt zahlreiche Frauen und Männer in Vergangenheit und Gegenwart, die die Faszination eines Neuanfangs mit Jesus Christus in ihrem Leben machen durften. Er kann alles neu machen.

Die Auferstehung Jesu Christi – der Neuanfang Gottes mit der ganzen Menschheit

Die Ursünde Adams und Evas verursachte einen Bruch zwischen Gott und den Menschen. Gott aber verwarf den Menschen nicht. Auf einem langen Weg durch Jahrtausende hindurch suchte Gott die Freundschaft mit dem Menschen und schloss immer wieder einen Bund der Freundschaft: den Bund mit Noah, mit Abraham, mit Mose und dem Volk Israel. Durch sein Leiden und Sterben am Kreuz hat Jesus Christus die Schuld aller Menschen auf sich genommen und jedem Menschen das Geschenk der Freundschaft und der Liebe angeboten. Die Auferstehung Jesu Christi bedeutet Neuanfang. Er hat die Macht der Sünde, des Todes und des bösen Feindes gebrochen. Er schenkt neues Leben! Er heilt alle Brüche und Beziehungen.

Gott gewährt einen Neuanfang

Menschen können hart sein – mit anderen und sogar mit sich selbst. Sie verurteilen andere, geben manchen Mitmenschen keine Chance, um neu zu beginnen. Das negative Urteil über andere wird nicht mehr hinterfragt. Der andere ist und bleibt „abgestempelt“ auch dann, wenn er inzwischen viel gelernt und eingesehen hat. Einzelne Menschen sind unverzeihlich mit sich selbst. Sie kommen nicht los von einem negativen Bild über sich selbst oder gehen gegen sich selbst. Im Gegensatz zu vielen unverrückbaren, harten, ja bisweilen gnadenlosen Verurteilungen gewährt Gott einen Neuanfang. Er gibt jedem die Chance zum Neubeginn. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist das Verhalten Jesu gegenüber dem rechten Schächer am Kreuz. Er hing neben Jesus am Kreuz. Seine Schuld war groß. Er war ein Mörder. Der Blick auf Jesus gab ihm Hoffnung und er bat ihn: „Herr, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“ (Lk 23, 42). Jesus sieht seine Reue, verzeiht ihm alles und schenkt ihm neues, ewiges Leben: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lk 23, 43). Endgültiger Neubeginn!!

Gott ruft zu einem Neuanfang

Das Evangelium, das Jesus durch drei Jahre hindurch verkündigte, hat ein großes Ziel: Neuanfang. Er ruft die Menschen zur Umkehr, zur Buße, zur Einsicht. Er will, dass unversöhnte Menschen Frieden schließen, hartherzige Menschen empfindsam und böse Menschen gut werden, verwundete Beziehungen heilen und gottferne Menschen wieder in die Freundschaft mit Gott eintreten. Er ruft heraus aus der Bequemlichkeit, der Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit. Jesus will jeden Menschen glücklich sehen und dauerhaft glücklich machen. Er schenkt ein Glück, das weit über die Glücksangebote der Welt hinausgeht. Neuanfang ist möglich: durch eigene Anstrengung und die Hilfe von Gott Vieles im Leben ist möglich, wenn wir uns selber bemühen und engagieren. Darüber hinaus braucht es die Hilfe Gottes. Ein Beispiel: Eine verwundete Beziehung kann heilen, wenn die Bereitschaft zum Gespräch, zur Vergebung und zur Entschuldigung da ist. Häufig aber stößt der menschliche Wille an Grenzen. Im Vertrauen auf Gott und im Gebet zu ihm kann der Mensch über Grenzen hinauswachsen und hinausgeführt werden, denn, wie der Erzengel Gabriel zu Maria sagte, „ für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1, 37).

Die Osterbeichte – ein bewusster und von Gott geschenkter Neuanfang

Die Kirche erneuert sich durch jene, die bei sich selber anfangen. Es gibt zahlreiche Christen in aller Welt, die vor, am oder nach dem Osterfest durch den Empfang des Beichtsakramentes neu beginnen. Sie sind die eigentlichen Erneuerer der Kirche. Sie gehen mit gutem Beispiel voran. Sie schauen nicht weg von der dunklen, schwachen und fehlerhaften Seite ihres Lebens. Ehrlich vor Gott gestehen sie ihre Schuld ein. Sie ändern sich, auch wenn es Mühe kostet. Sie arbeiten an sich, auch wenn sie vielleicht nur langsam vorankommen. Im Sakrament der Versöhnung empfangen sie die Barmherzigkeit Gottes und die Vergebung der Schuld. Sie schließen ab mit dem, was dunkel und fehlerhaft in der Vergangenheit war, und beginnen neu. Das Sakrament der Beichte ist das Ostergeschenk des Auferstandenen an alle, die glauben und ihm vertrauen. Auch derjenige, der es vielleicht jahrzehntelange nicht mehr empfangen hat, sollte dieses Ostergeschenk wieder einmal empfangen. Es gewährt einen wunderbaren Frieden des Herzens.

Liebe Pfarrgemeinde, ich wünsche einem jeden ein frohes Osterfest und die Erfahrung, dass der auferstandene Herr und Meister unser Leben erneuert, Neues ins Leben bringt, Mut und Kraft zum Neuanfang gewährt und neue Horizonte eröffnet.

Ihr Pfarrer P. Peter Willi