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Pfarrgemeinde – ein großes Mosaik

Liebe Pfarrgemeinde,

ganz herzlich grüße ich euch zum ersten Mal als neuer Pfarrer von Gisingen. Ich war schon oft in diesem schönen Ort, um die Mitbrüder und Schwestern meiner Gemeinschaft zu besuchen und habe bereits schöne Gottesdienste und Feste mit euch gefeiert. Nun freue ich mich, meinen priesterlichen Dienst für euch und mit euch zu erfüllen und viele von euch persönlich kennenzulernen. Manche Menschen fragen: Brauchen wir eigentlich Gott, Kirche, Glaube und eine Pfarrgemeinde? Meine tiefe Überzeugung lautet: Ja! Man kann ein Haus kaufen, aber kein Zuhause. Man kann ein Luxusbett kaufen, aber keinen erholsamen Schlaf. Man kann sich mit Geld verschiedene Vergnügungen leisten, aber keine bleibende Zufriedenheit kaufen. Vieles können wir mit Geld kaufen und vieles können wir uns mit Tüchtigkeit erarbeiten. Aber die eigentlich wichtigen und großen Dinge kommen nicht von uns, sondern von Gott. Können wir innere Zuversicht kaufen, wenn der Arzt einen bösartigen Tumor feststellt? Können wir Geborgenheit und Geliebt- werden kaufen, wonach sich jedes Menschenherz sehnt?

Gott – der Reichtum des Lebens

Zur letzten Willensverfügung eines gläubigen Mannes, der noch die Schrecken des zweiten Weltkrieges an seiner eigenen Haut erfahren hat und viele Herausforderungen im Leben zu bestehen hatte, gehörte die Bitte: „Ich will, dass bei meinem Begräbnis das Lied ‚Großer Gott, wir loben dich‘ gesungen wird.“ Er bat die Teilnehmer an seiner Begräbnismesse, mit ihm für alles zu danken, was er von Gott empfangen hatte: Orientierung für sein Leben und Hilfe für viele Entscheidungen durch das Wort Gottes; Zuversicht und innere Stärkung aus dem Gebet und der Feier der Sakramente; Kraft in der Feier des Sonntags und der großen Feste im Kirchenjahr usw. Er hat das Leben mit Gott und für Gott als großen Reichtum erfahren. Dies wünsche ich jedem von euch: Gott zu entdecken, Gott zu lieben und aus Gott zu leben. Ich bin dafür Priester geworden, um Gott in das Leben der Menschen zu bringen.

Pfarrgemeinde – Ort der Begegnung mit Gott und untereinander

Das erste Wort über den Menschen in der Heiligen Schrift lautet: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt“ (Gen 2,18). Gott hat uns auf Gemeinschaft hin erschaffen, auf Gemeinschaft mit Mitmenschen und auf Gemeinschaft mit ihm. Die Kirche will Gemeinschaft stiften: Gemeinschaft mit Gott und Gemeinschaft untereinander. Der Papst trägt den Titel: Pontifex maximus, auf deutsch: höchster Brückenbauer. Neben ihm als dem höchsten Brückenbauer soll es unzählige andere Brückenbauer geben. Ich möchte ein Brückenbauer in Gisingen sein und mit Gottes Hilfe und meinen Kräften die bestehenden Brücken zu Gott und untereinander weiter festigen und neue bauen, damit Menschen ein Zuhause finden in Gott, bei ihren Familienangehörigen und Freunden, in der Pfarrfamilie und Dorfgemeinschaft.

Pfarrgemeinde – ein großes Mosaik

In den Jahren, in denen ich meine Aufgaben in Rom erfüllte, stand ich immer wieder vor den herrlichen Mosaiken in den beeindruckenden Basiliken der Ewigen Stadt. Ich dachte mir oft: Ein solches Mosaik ist eines der Bilder für die Glaubensgemeinschaft, die wir Kirche nennen. Jeder hat einen Platz und eine Aufgabe in der Kirche. Gemeinschaft entsteht nicht automatisch, sie besteht aus Geben und Empfangen. Es gibt viele Mosaiksteine, die das Bild einer lebendigen Pfarrgemeinde formen: das Zeugnis eines christlichen Lebens, die Teilnahme an den Gottesdiensten und anderen liturgischen Feiern, das Gebet, die christliche Erziehung von Kindern, die Mitarbeit im Pfarrgemeinderat und Pfarrkirchenrat, im liturgischen Leben, im Kirchenchor, in der Kinder- und Jugendarbeit, im Sozialkreis und anderen Gruppen, die finanziellen Beiträge für das Leben der Kirche usw. Wie wertvoll sind kranke und alte Menschen, die das Haus nicht mehr verlassen können, aber für die Pfarrgemeinde, für uns Priester oder für die Jugend beten!

Ich danke allen, denen Kirche ein Anliegen ist und auf verschiedene Weise mithelfen, dass eine lebendige und missionarische Pfarrfamilie entsteht. Bitte macht weiter so! Es gibt viel Gutes in Gisingen. Aber ich denke, dass die Kapazitäten noch lange nicht ausgeschöpft sind. Es ist deshalb mein Wunsch, dass die wunderschöne Gisinger Pfarrkirche und das Pfarrheim einmal zu klein werden, weil es bei uns so viel liturgisches und pfarrliches Leben gibt.

Ohne Gebet geht nichts

Der Psalm 127 beginnt mit den Worten: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich umsonst, der daran baut.“ Kirche ist dort, wo gebetet wird. Kirche wächst, wo gebetet wird. Wo gebetet wird, schenkt Gott irgendwann und irgendwie eine Lösung. Mit menschlicher Kraft bewegen wir dieses und jenes, ja vielleicht sogar vieles, mit dem Gebet aber bewegen wir die Herzen hin zu Gott. Sr. Monika und Sr. Angelika, P. Johann, P. Josef und ich beten täglich vier Mal für die ganze Pfarrgemeinde: am Morgen, zu Mittag, am Abend und vor der Nachtruhe. Das ist unser erster und wichtigster Beitrag als gottgeweihte Schwestern und Priester für Gisingen. Wir beten für euch und für euer Leben mit allem, was es beinhaltet. Eure Anliegen könnt ihr uns gerne jederzeit mitteilen. Betet bitte auch für uns und betet persönlich und miteinander in euren Häusern und Wohnungen. Wer betet, ist nie allein.

Pfr. P. Peter Willi