Abschlussfeier Polizeischule

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Ansprache bei der Segnung der jungen Polizistinnen und Polizisten des Jahresganges V-PGA15-16-C-V im Bildungszentrum / Hämmerlestraße in Feldkirch am 29. Juni 2018.

Von P. Peter Willi FSO

Liebe jungen Polizistinnen und Polizisten, sehr geehrte Damen und Herrn von Bregenz bis Wien!

Es gab einmal eine Diskussion über die Predigten der Priester und die Frage wurde gestellt: Wie lange darf eine Predigt dauern? Ein Schriftsteller sagte: „Solange sie gut ist!“ Ich halte jetzt eine Ansprache und keine Predigt, will es aber nicht machen wie jener Redner, der nach einer Viertelstunde sagte: Nach dieser kurzen Einleitung kommen wir nun zum Hauptteil.

Bei der Gedankensammlung für diese Ansprache stellte ich mir die Frage. Was verbindet uns, euch als Polizistinnen und Polizisten und mich als Priester? Verschiedenes ist mir eingefallen, drei Dinge möchte ich nennen

  • Wir stehen ein für Ordnung

Ihr steht ein für die staatliche Ordnung, wenigstens für einzelne Bereiche der staatlichen Ordnung, ich stehe ein für die göttliche Ordnung. Ihr beobachtet den Verkehr, die Verkehrsteilnehmer und achtet darauf, dass die Straßenverkehrsordnung eingehalten wird. Wenn nicht, dann müsst ihr eingreifen. Das ungarische Wort für Polizei heißt: rendőrség, genau übersetzt: Ordnungs-Wächter. Ihr wacht über einen Teil der staatlichen Ordnung und ich über die göttliche Ordnung, die es auch gibt und zu respektieren gilt, damit Leben gelingt.

Einmal bin ich in den Zug eingestiegen und betrat den Großraumwagon. Eine Klasse von 13-14jährigen Jungs war vor mir. Wegen meiner Priesterkleidung hat mich einer von ihnen blitzschnell identifiziert und mir etwas provozierend zugerufen: „Herr Pfarrer, ich muss beichten gehen.“ Ich lud ihn ein, das gleich zu machen, wozu er dann doch nicht den Mut hatte. Aber immerhin hat er mich mit Gott in Verbindung gebracht, und es war ihm wohl bewusst: Ich habe krumme Dinge gemacht, die vor Gott nicht in Ordnung sind.

Ordnung brauchen wir. Auf der einen Seite haben wir den Eindruck, dass Ordnungen wie z. B. die Verkehrsordnung, uns einengen, auf der anderen Seite beschützten sie uns. Sie „engen“ uns ein, aber in vernünftiger Weise. Wenn jeder mit dem Auto fährt, wie er will, gibt es ein Chaos. Wenn jeder lebt, wie er will, gibt es Chaos. „Halte Ordnung, und die Ordnung hält dich!“ (Serva ordinem et ordo servabit te) haben schon die alten Römer gesagt. Dieses Wort gilt auch heute nach 2000 Jahren und kann erweitert werden: Haltet Ordnung und die Ordnung beschützt euch.

  • Wir stehen ein für Sicherheit.

„Sicherheit und Hilfe“ – das ist euer Berufsmotto. Menschen suchen Sicherheit und Hilfe. In Ängsten leben ist aufreibend. Es gibt das Böse, es gibt die Bösen. Es gibt die Gewalt und die Gewalttätigen. Es gibt die Unvernunft und die Unvernünftigen. Sie verursachen Ängste, Sorgen, Schlaflosigkeit, Unsicherheit usw. Durch eure Präsenz, eure Einsätze, eure Interventionen helft ihr, dass Menschen von Ängsten befreit werden. Das ist ein ganz wichtiger Dienst.

Ich erfülle einen ähnlichen Dienst. Soeben komme ich vom Kindergarten. Die Leitung bat mich, dass ich die Kinder segne, bevor sie in die Ferien gehen. Es war für mich berührend, wie die Kinder den Segen empfangen haben. Wir sind schutzbedürftig. Meine Aufgabe besteht darin, dass Menschen in Gott Sicherheit und Geborgenheit finden. In verschiedener, aber wirksamer Weise bieten wir, ihr und ich, den Menschen Schutz an.

Liebe Polizistinnen und Polizisten: Wir haben einen ganz wichtigen Auftrag: Für die Sicherheit sorgen. Wir sollen überzeugt und stolz sein, dass wir das den Menschen bieten können.

  • Wir sind präsent in schwierigen Situationen

Die Anwesenheit in schwierigen Situationen verbindet unsere unterschiedlichen Berufe. Regelmäßig werdet ihr gerufen, wenn es Unfälle gibt, Einbrüche, schwere Streitigkeiten in Familien und Hausgemeinschaften oder wo das Böse sonst an der Macht ist. Ihr müsst manchmal Todesnachrichten überbringen. Auch wir Priester werden beansprucht, wo das Leben zur großen Last geworden ist, wo es schwierige Phasen und Perioden gibt, Ratlosigkeit, Probleme, Krankheit, Tod usw. Zugleich teilen wir mit den Menschen viele frohe Stunden.

In herausfordernden Momenten müssen und sollen wir stark sein, Ruhe bewahren und Ruhe ausstrahlen. Wir sollen Empathie, d. h. Einfühlungsvermögen zeigen und nicht nur kühle Funktionäre sein. Wir müssen aber auch einen gewissen inneren Abstand halten. Wir sollen uns berühren lassen, dürfen uns aber nicht von Negativphänomen ganz vereinnahmen lassen.

Woher holen wir uns innere Stärke, innere Kraft und Ruhe? Was sind unsere Tankstellen und Ressourcen? Einige wenige Punkte möchte ich nennen:

Pflegt unter euch eine gute Kameradschaft, wo ihr miteinander über eure Erfahrungen sprechen könnt. Aussprechen entlastet. Sorgt euch um ein gutes privates und familiäres Umfeld. Das Berufsleben bringt Spannungen mit sich, im Privatleben sollen wir uns ent-spannen können. Übt euch ein in eine gewisse Gelassenheit. Das ist nicht kühle Distanz, sondern ein gewisser Selbstschutz. Sport kann helfen, musische Betätigung usw. Und als Priester füge ich ganz bewusst hinzu: Holt euch Kraft aus der Religion. Der Glaube macht stark. Der liebe Gott nimmt uns nicht immer die Lasten des Lebens ab, aber er stärkt unsere Schultern, sie zu tragen. Gläubige Menschen verfügen über eine besondere innere seelische, psychische Kraft.

Liebe jungen Freunde, als Papst Johannes Paul II. einmal die Grabeskirche in Jerusalem besuchte, eine höchst bedeutsame Kirche für die Christenheit, war natürlich die israelische security stark vertreten. Er gab ihnen als Zeichen der Dankbarkeit einen Rosenkranz. Obwohl sie Juden waren, haben sie sich über dieses christliche Zeichen gefreut. Ich gebe jedem, der es will, einen kleinen Fingerrosenkranz, der aus Jerusalem kommt, als Erinnerung an diese Feier mit. Mit jedem einzelnen von diesen habe ich für den künftigen Empfänger gebetet. Ich wünsche euch allen eine gute Zukunft und erbitte nun den Segen Gottes für euch alle.

Gebet

Allmächtiger und großer Gott,
du Helfer in allen Lebenslagen,
du bist unsere Kraft und unsere Stärke.
Segne die jungen Polizistinnen und Polizisten,
die heute ihre Ausbildung abschließen und nun in das Berufsleben einsteigen.
Schenke ihnen Erfüllung und Zufriedenheit in ihrer beruflichen Tätigkeit.
Stehe ihnen bei in den manchmal hohen Anforderungen und Herausforderungen des Berufes.
Hilf ihnen, damit sie helfen können.
Erleuchte sie, damit sie stets die richtigen Worte finden,
klug reagieren und beitragen zu Ordnung und Sicherheit unter den Menschen.
Bewahre sie in den Gefahren, denen sie ausgesetzt sind.
Lass sie gute Kameraden sein,
schenke ihnen ein stärkendes familiäres Umfeld
und gute Freunde, wenn sie selbst Hilfe brauchen.
Lass sie erkennen, dass du immer für sie da bist.
So segne euch, eure Angehörigen und Freunde,
die Polizeischule und alle Anwesenden der gütige und helfende Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.