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Predigt: Die heilige Wandlung

Liebe Schwestern und Brüder!

Predigt von P. Peter Willi FSO am 19. August 2018

Ein Priester schloss einmal nach der Kommunionausteilung den Tabernakel und gab dem Ministranten den Schlüssel. In der Sakristei angelangt sagte der Ministrant zum Priester: „Dieser Schlüssel führt zum größten Geheimnis, das es auf der Welt gibt.“ Der Ministrant hat intuitiv erfasst, dass die heilige Eucharistie etwas ganz Großes ist. Bei der heiligen Wandlung in der Messe geschieht ein Wunder, das man Wesensverwandlung nennt. Das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert (am 11. Oktober 1551) bezeichnete diese Wesensverwandlung Transsubstantiation und erklärte sie als Dogma, also als eine verbindliche Glaubenswahrheit, die der Katholik glauben muss.

Es gibt verschiedene „Verwandlungen“ in der Natur. Wasser beginnt bei 0 Grad zu frieren, es kann verdunsten oder verdampfen. Die Substanz (H2O)bleibt immer dieselbe, aber die Akzidenzien, die Eigenschaften ändern sich. Wenn wir Nahrung aufnehmen, „vergehen“ sowohl die Substanz als auch die Eigenschaften. Brot wird umgesetzt in eine neue Substanz mit neuen Eigenschaften. Eine einzigartige Verwandlung ist jene Verwandlung, die bei der Heiligen Wandlung geschieht: Äußerlich ändert sich nichts. Die kleine weiße Hostie ändert nicht die Größe, die Farbe, das Gewicht oder den Geschmack, d.h. die äußere Gestalt, die Eigenschaften bleiben dieselben, aber die Substanz ändert sich: Es ist nicht mehr Brot, sondern der Leib Christ. Ebenso bei der Verwandlung des Weines: Die Eigenschaften von Geschmack, Farbe, Gewicht oder der Zustand des Weines ändern sich nicht, aber das Wesen, die Substanz des Weines geht in eine neue Substanz über, in die Substanz des Blutes Christi. Dieses Verwandeltwerden, dieses Hinübergehen nennt man Trans-Substantiation.

Wer bewirkt dieses Wunder? Dieses Wunder bewirkt Jesus Christus durch den Dienst des Priesters, der die Worte spricht: Das ist mein Leib! Das ist mein Blut! Diese Wandlungsvollmacht hat der Priester bei der Priesterweihe empfangen. Unabhängig von seiner Intelligenz, von seinem Lebensstil oder vom Grad seiner Heiligkeit bewirken die Worte eines Priesters, wenn er sie im Sinn der Kirche spricht, diese unbegreifliche Verwandlung. Als Zeichen, dass da etwas Großes geschehen ist, macht der Priester bei der Wandlung zweimal eine Kniebeuge. Die Kniebeuge ist ein Akt der demütigen und liebenden Anbetung des Leibes und Blutes Christi. Von diesem Augenblick an trägt der Priester die Verantwortung, dass Leib und Blut Christi mit größter Ehrfurcht behandelt und empfangen wird. Der Ministrant läutet mit der Klingel oder eine Glocke im Turm läutet ebenfalls, um den Mitfeiernden zu signalisieren: Jetzt ist etwas Wunderbares geschehen.

Die Kirche schreibt zwar nicht vor, dass man bei der Wandlung oder beim Kommunionempfange knien muss, aber viele Gläubige drängt es innerlich, dies zu tun. Was die Kirche wohl vorschreibt ist, dass die Gläubigen „in tiefer Andacht dieses Sakrament empfangen  und es mit höchster Anbetung verehren“ (CIC, Can 898).

Einer der größten Theologen der Kirchengeschichte war der heilige Thomas von Aquin. Ausgestattet mit reichen Geistesgaben und mit tiefem Glauben ist er eingedrungen in das Glaubensgeheimnis der Eucharistie.  In einem seiner Hymnen betet er:

Gottheit, tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen [von Brot und Wein] bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.

Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

Was Thomas von Aquin hier sagt ist folgendes: Der Mensch mit seinen Sinnen nimmt keine Veränderung bei Brot und Wein wahr, aber er glaubt dem Wort Jesu: „Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.“ Die wirklich glaubenden Menschen zu allen Zeiten haben gespürt, dass man dieses Sakrament in einem würdigen inneren Zustand empfangen muss. Wenn sich ein ganz besonderer Gast als Besucher zuhause anmeldet, dann drängt es einen Menschen, der nur ein wenig Schönheitsempfinden besitzt, die Wohnung aufzuräumen.  Dies gilt auch für den Kommunionempfang.

Nicht nur Brot und Wein werden bei der Messe verwandelt. Jesus möchte, dass auch wir verwandelt werden. Jeder Christ soll ja ein wenig wie Jesus sein. Wenn glaubende Menschen Sonntag für Sonntag die Messe mitfeiern, wenn sie mitbeten und mitsingen, wenn sie das Wort Gottes hören, wenn sie die hl. Kommunion ehrfürchtig empfangen, wenn sie Jesus anbeten und Jesu Beispiel nachahmen, dann werden auch sie verwandelt.  Der gelegentliche, oberflächliche Kommunionempfang verwandelt uns nicht. Wenn wir aber Jesus in der Haltung des Glaubens aufnehmen, auf ihn hören und ihn anbeten, dann „erobert“ er unser ganzes Leben und formt uns um: Schritt für Schritt. Die heilige Eucharistie ist die Speise für die Seele, sie vereinigt uns mit Jesus in der intensivsten Weise und schenkt uns ewiges Leben.

Liebe Gläubige, wenn es euch immer mehr zur heiligen Messe hinzieht, nicht nur am Sonntag, sondern auch am Werktag, wenn es euch innerlich drängt, in einer Kirche zu gehen, um da kurz zu Jesus zu gehen, ihm einen Besuch abzustatten, ihn anzubeten und ihm eure Liebe zu bezeugen, dann ist das ein Zeichen, dass der Heilige Geist in euch wirkt. Ich wünsche euch allen diese große Sehnsucht nach der heiligen Eucharistie. Amen.

Denk daran, dass Jesus im Tabernakel eigens für dich da ist.
(Theresia von Lisieux)

Das heilige Messopfer ist das Größte,
was es auf Erden gibt.
(Julia Verhaeghe)