Ja zum Leben – Nein zur Abtreibung. Predigt am 27. Mai 2018

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Predigt am Dreifaltigkeitssonntag – 27. Mai 2018

P. Peter Willi FSO, Pfarrmoderator

Liebe Gläubige,

in der kommenden Woche, am 1. Juni, wird zum 40. Mal der Tag des Lebens begangen.  Er wurde in Österreich im Jahr 1978 erstmals ausgerufen, nachdem am 1. Jänner 1975 die sogenannte Fristenlösung in Kraft getreten ist, die einen straffreien Schwangerschaftsabbruch bis zur. 12. Woche ermöglicht. Jährlich werden in Österreich rund 35000 Abtreibungen durchgeführt – das ist etwa die Einwohnerzahl von Feldkirch – weltweit sind es jährlich Dutzende Millionen.

Wenn ich heute eine paar Worte zu diesem Thema sage, dann erfüllt mich einerseits große Traurigkeit, weil hier so viel Lüge, Geld und Verantwortungslosigkeit mit im Spiel sind, andrerseits erfüllt mich tiefstes Mitleid mit jenen Frauen wie auch Männern, die unter einer erfolgten Abtreibung leiden.

Die erste Lüge besagt, dass das ungeborene Kind kein Kind sei. Die seriöse Wissenschaft hat eindeutig bewiesen, dass der Mensch nicht als undefinierbarer Zellhaufen beginnt. „Ein Embryo entwickelt sich nicht zum Menschen, vielmehr entwickelt er sich als Mensch“ (DOCAT Frage 74). Als Christen glauben wir, dass der Mensch mit der Zeugung auch eine unsterbliche Seele von Gott bekommt. Deshalb sagt die Kirche: Das Leben muss geschützt werden vom natürlichen Beginn bis zum natürlichen Ende, und zwar ohne Kompromisse

Die zweite Lüge besagt, dass Abtreibung keine Folgen für die Frau habe.  In einem abtreibungsfreundlichen Jugendroman wird behauptet, dass eine Abtreibung weniger schmerzhaft sei als einen Zahn zu ziehen.  Die Abtreibung verursacht häufig leibliche und noch mehr seelische Wunden.  Wie viele Tränen und schwere psychische Belastungen bringt die Abtreibung für viele Frauen mit sich. Wir Priester und andere Personen kennen dieses Leid. Viele Frauen würden alles geben, wenn sie das Geschehene rückgängig machen könnten. Wie viele Partnerschaften und Ehen zerbrechen eine gewisse Zeit nach einer Abtreibung. Wie viele Frauen leiden im Alter unter dem, was vor Jahren geschehen ist.

Eine dritte Lüge besteht im Slogan: Mein Bauch gehört mir. Das ist Anmaßung und falsch im Blick auf Kind und Mutter. Unser Leib gehört nach unserem christlichen Verständnis nicht uns, sondern Gott. Wir dürfen mit ihm nicht alles machen, was wir wollen. Wir haben die Pflicht, die Gesundheit es Leibes so weit als möglich zu erhalten, aber wir dürfen ihn nicht töten, wir dürfen den Leib nicht verstümmeln, wir dürfen nicht unser Geschlecht ändern (was ja auch gar nicht geht), wir dürfen die Fruchtbarkeit nicht einfach periodisch oder definitiv ausschalten. Unser eigener Leib ist ein Tempel Gottes und der Embryo gehört ebenfalls Gott. Der Embryo hat Recht auf Leben.

In vielen Publikationen und Gesprächen über Abtreibung steht die Frau im Mittelpunkt. Es wird wenig gesagt über die Männer, die zusammen mit der Frau das Kind gezeugt haben. Eine Beratungsstelle für Frauen in Deutschland kommt zu dem Ergebnis:  90 % der Frauen würden Ja zum Kind sagen, wenn sie nicht vom Kindesvater im Stich gelassen, unter Druck oder mehr oder weniger gezwungen  würden. Viele Männer handeln hier sehr verantwortungslos und machen sich schwer schuldig. Sie stehen meistens viel zu wenig oder nicht zum Kind und zur Schwangerschaft der Mutter.

Liebe Gläubige, heute feiern wir den Dreifaltigkeitssonntag. Der dreieinige Gott ist der Ursprung des Lebens. Er schenkt Leben, auch dann, wenn Mann und Frau ungewollt ein Kind zeugen. Als Söhne und Töchter des dreifaltigen Gottes müssen wir alles, ja gar alles tun, um Leben zu retten, zu erhalten und zu fördern. Ich danke allen, die sich für das ungeborene Leben und für Mütter und Väter einsetzen, die dem Leben eines ungeborenen Kindes ein Ende setzen wollen. Ich danke allen, die für die Betroffenen beten. Ich bitte alle, für das Leben zu kämpfen. Ich bitte alle, Stellung zu nehmen, wenn die eben genannten Lügen zu hören sind. Wenn Sie Frauen kennen, die an den Folgen einer Abtreibung seelisch leiden, dann vermitteln Sie bitte Hilfe. Priester können helfen und wirksame Hilfe vermitteln. Nach einem Schwangerschaftsabbruch braucht es einen längeren Weg der Heilung, es braucht die Liebe und das Erbarmen Gottes, es braucht das hilfreiche Wort von Menschen, die hier kompetent sind. Jeder von uns kann etwas tun, jeder von uns soll etwas tun. Vor allem aber: Tragen wir alle bei zu einer Atmosphäre, in der Kinder mit Freude aufgenommen werden. Wer dem Leben dient, der dient Gott. Amen.