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Priester – ein von Gott Gerufener

Liebe Gisingerinnen und Gisinger,

am Samstag, 28. Juni 2025, um 15.30 Uhr wird Diakon Kilian Deppisch FSO, unser Praktikant seit September letzten Jahres, von Bischof Benno Elbs in der St. Galluskirche in Bregenz zum Priester geweiht. Was ist eigentlich ein Priester? Was ist die Priesterweihe, eines der sieben Sakramente?

Ein von Gott Gerufener

Lange bevor ein junger Mann die freie Entscheidung trifft, Priester zu werden, hat ihn Gott bereits dazu erwählt. Es ist wie beim Propheten Jeremia. Gott sagte zu ihm: „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen“ (Jer 1,4). Diese Erwählung Gottes zwingt nicht und löscht den freien Willen nicht aus. Man kann Ja sagen oder Nein sagen. Es ist manchmal ein längerer Weg, bis jemand erkannt hat: Gott hat mich dazu berufen, und ich will dazu Ja sagen. Mit der Priesterweihe bestätigt die Kirche: Du hast dich nicht geirrt, du bist von Gott zum priesterlichen Dienst berufen.

Ein von Gott Gesendeter

Es ist etwas, was nachdenklich stimmt: Der große, allmächtige Gott gebraucht Menschen für seine Pläne. Er beansprucht Menschen für seine Werke. Im Fall des Priesters heißt das: Im Auftrag Gottes soll der Priester das Wort Gottes den Menschen verkünden: den Kindern und Erwachsenen, den Suchenden, den Kritischen, allen, die irgendwie offen sind. Er darf ihnen die Sakramente spenden: das Sakrament der Taufe, der Versöhnung, der Eucharistie, der Krankensalbung und der Ehe, bei der er den Bund der Eheleute bestätigt. Er darf die Menschen segnen in allen Umständen des Lebens. Er soll sie einzeln oder als Pfarrgemeinde zu Gott hinführen und Gemeinschaft unter ihnen bilden. Gott ist durch den Priester für die Menschen da.

Ein mit geistlicher Vollmacht Ausgestatteter

Der Priester darf niemals ein Machtmensch sein. Jesus selbst hat das Beispiel des Dienens gegeben. Dennoch ist er Träger von „Macht“: gemeint ist geistliche Vollmacht und geistliche Autorität. Der heilige John Henry Newman drückt es so aus: „Die Priester Christi haben kein anderes Priestertum als das Priestertum Christi: Sie sind nur seine Werkzeuge. Wenn sie handeln, ist Er es, der handelt; wenn sie das Sakrament der Taufe spenden, ist Er es, der tauft; wenn sie segnen, ist Er es, der segnet.“

Ein Mann auf der Seite Gottes und auf der Seite der Menschen

Ein Priester soll ein Mensch sein, der ganz an der Seite der Menschen steht, der sie liebt, der ihnen durch seine Worte und sein Beispiel den Weg zu einem gottgemäßen Leben zeigt. Er will trösten, stärken, helfen, ermutigen und in allem den Weg zu einem sinnvollen Leben aufzeigen. Das kann auch heißen, in manchen Momenten zu sagen: Das, was du tust, ist nicht gut. Im Gebet bringt er die Bitten, Nöte und Sorgen der Menschen zu Gott. Er steht auf der Seite der Menschen und zugleich auf der Seite Gottes. Von Gott her kommend, darf er den Menschen die Botschaft Gottes und seinen Segen bringen, das Leben Gottes – man nennt es Gnade – und Frieden bringen, Kraft und Hoffnung.

Ein Mann im Dienst einer erfüllenden Berufung

Ein Priester verzichtet auf Ehe und Familie und auf eine Karriere weltlicher Art, er ist bereit, mehr als 40 Stunden in der Woche zu „arbeiten“. Trotz dieser scheinbaren „Einbußen“ gibt es viele Priester, die in ihrer Berufung sehr glücklich sind. Einer von diesen vielen bin ich. Nach 44 Jahren habe ich es noch keine Minute bereut, diesen Weg gegangen zu sein. Die Freude an Gott und am Dienst für die Menschen erfüllt mein Herz. Natürlich gab es auch schmerzhafte Erfahrungen und Momente. Aber das gehört zu jedem Menschenleben und Christenleben. Ich freue mich, dass Kilian denselben Ruf wie ich vernommen und Ja dazu gesagt hat. Zugleich hoffe ich, dass (junge) Männer, die diesen Ruf und diese Erwählung verspüren, ebenso mutig Ja sagen. Es ist einfach schön, Priester zu sein. Dir, lieber Kilian, wünsche ich deshalb ein langes, erfülltes und glückliches Priesterleben. Du darfst dich darüber freuen.

Dein Praktikumspfarrer