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Sonntagsmesse – Pflicht oder Geschenk Predigt vom 3. Juni 2018

Predigt von P. Johann Fenninger FSO am 3. Juni 2018

Liebe Pfarrgemeinde, liebe Schwestern und Brüder in Christus,

vor mehreren Jahren kam einmal ein Jugendlicher zu mir und sagte: P. Johann, der liebe Gott wird doch von mir nicht verlangen, dass ich am Sonntag in die Kirche gehe. So pingelig kann Gott doch nicht sein. Das kann es doch nicht geben, dass Gott mich jeden Sonntag in die Kirche zwingt.

Ich habe darauf geantwortet: Du hast recht, wenn du dich jeden Sonntag in die Kirche zwingen musst, dann stimmt irgendetwas nicht. Das kann es wirklich nicht sein.

Zwei Jahre später sagte der gleiche Jugendliche zu mir: P. Johann, einmal in der Woche am Sonntag in die Kirche gehen, das ist mir zu wenig, ich „bruch“ mehr. Daraufhin sagte ich: jetzt hast du es verstanden, worum es geht. Es geht um dich, es geht um das Wohl deiner Seele, um deinen Seelenfrieden. Wenn Jesus im heutigen Evangelium sagt: der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat, dann meint das für uns vor allem dies: durch die sonntägliche Feier der Eucharistie bekommt unsere Seele die Nahrung, die sie braucht, um wirklich gut sein zu können; und genau dadurch findet unsere Seele den Frieden des Herzens. Dass unser Leib eine regelmäßig etwas zum Essen und zum Trinken braucht, das sieht jeder sofort ein. Aber genauso wie unser Leib benötigt auch unsere Seele eine regelmäßige Nahrung; diese bekommt sie allem voran in der sonntäglichen Eucharistiefeier. Nirgendwo anders wird nämlich das Wort Gottes so mit Vollmacht verkündet wie innerhalb der Hl. Messe. Nirgendwo anders wird uns der Leib des Herrn zur Nahrung gereicht; der Leib des Herrn, in dem Gott seiner Liebe, die bis zum Äußersten ging, bis zum Tod am Kreuz, bleibende Gegenwart verliehen hat.

Beim Sonntagsgottesdienst geht es dann auch -ja sogar hauptsächlich- um den lieben Gott. Oder besser gesagt: es um uns beide, es geht um die Pflege unserer Liebesbeziehung. Zwei Personen, die sich wirklich lieben, sagen nicht, ah, muss ich die jetzt schon wieder treffen, nein sie sagen: wann ist es endlich wieder so weit, dass wir uns sehen können.

Das Gebet im Wald oder auf einem Berg ist auch Pflege dieser Liebesbeziehung. Es gibt dabei aber einen sehr großen Unterschied: In der Eucharistiefeier begegne ich dem lieben Gott leiblich, direkt – vergleichbar einem Date. Im Wald, oder auf dem Berg begegne ich ihm nur indirekt – vergleichbar einem Telefonat oder einer Begegnung über Facebook. Jede Liebesbeziehung braucht unbedingt ein regelmäßiges direktes Sich Treffen.

Und noch etwas: Wir alle wissen, dass Ostern das größte Fest der Christenheit ist – warum wohl? Weil Christus uns an Ostern durch sein Sterben und Auferstehen von Sünde und Tod erlöst hat. Genau dieses Erlösungsgeschehen wird bei jeder Eucharistiefeier gegenwärtig gesetzt, d. h. Tod und Auferstehung Jesu werden hereingeholt in jede Feier der hl. Messe. Es geht also um unsere Erlösung, und da müssen wir doch dabei sein. Amen.