Friedhof – Ort des Friedens

Drucke diesen Beitrag

Friedhof – Ort des Friedens

Gräbersegnung – 1. November 2023

Liebe Besucherinnen und Besucher der heutigen Gräbersegnung!

In der deutschen Sprache bezeichnen wir den Ort, an dem wir unsere Verstorbenen bestatten, Friedhof, Hof des Friedens. Das ist ein sehr passender Ausdruck. Er ist und soll wirklich ein Ort des Friedens sein.

Friede, das ist das, was wir unseren Verstorbenen wünschen. Wir erbitten das im kurzen Gebet: „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen in Frieden.“ Die Sehnsucht nach Frieden ist eine Ursehnsucht des Menschen.

Wenn wir sterben, können wir nichts Materielles in die unsichtbare Welt mitnehmen, in jene Welt, in der wir Gott begegnen. In diese andere Welt nehmen wir nichts Materielles, wohl aber unsere ganze Lebensgeschichte mit und jede Lebensgeschichte ist unverwechselbar.

Im Tod tritt unsere Lebensgeschichte in das Licht Gottes ein, in das Licht der ewigen Liebe und in das Licht der ewigen Wahrheit Gottes. Wie werden wir glücklich sein über alles Gute, das wir gewirkt haben und das von uns ausgegangen ist. Wie werden wir glücklich sein über die Spuren des Guten, die wir in der Welt zurückgelassen haben und die in anderen weiterleben. Wie werden wir glücklich sein über die Liebe, die wir gelebt haben, über die Versöhnung, zu der wir bereit waren, über den Glauben, den wir gelebt und die Gebete, die wir gesprochen haben.

Wenn wir mit unserer Lebensgeschichte bei Gott ankommen, wird das Glück aber auch mit einem Schmerz vermischt sein. Wir werden sehen, wo es Egoismus und Unversöhnheit gab, Unrecht und Unglaube, mangelnde Offenheit gegenüber den Mitmenschen und gegenüber dem lebendigen Gott. Diesen Schmerz nennen wir Fegefeuer. Diesen Schmerz müssen wir alle ertragen, der eine mehr, der andere weniger. Mit einer Lebensgeschichte, die gut und verwundet ist, kommt jeder Mensch bei Gott an, auch wenn dies bei jedem anders aussieht.

Wir danken heute Gott für das Gute, das unsere Verstorbenen gewirkt haben. Zugleich bitten wir sie und bitten wir Gott, wenn wir ihnen Verwundungen zugefügt haben und ihnen etwas schuldig geblieben sind. Wir bitten, dass diese Verwundungen heilen. Und zugleich wollen wir ihnen verzeihen, wenn sie uns Unrecht und Leid zugefügt haben. Der Friedhof ist der Ort der Erinnerung, der Dankbarkeit und auch des gegenseitigen Verzeihens. Der Besuch an den Gräbern des Friedhofs soll beitragen zum Frieden, zum Frieden der Toten und zum Frieden der Lebenden. Rund um das Sterben von Menschen, gibt es immer wieder Erbstreitigkeiten. Ich bitte Sie, solche Streitigkeiten beizulegen und den Frieden zu suchen in diesen manchmal schwierigen Fragen.

Noch ein kurzes Wort zur Krankensalbung. Ich lade Sie ein, mutig den Priester rufen zu lassen, damit er schwerkranken oder sterbenden Menschen das Sakrament der Krankensalbung spenden kann. Es ist ein Sakrament des Friedens. Entweder gewährt die Krankensalbung es neue Kraft, um weiterzuleben, oder sie gibt Kraft, um loszulassen und sich in die Hand Gottes fallen zu lassen. Das Sakrament der Krankensalbung schenkt Frieden. Haben Sie keine Angst davor! Wie viel Trost hat es schon gebracht. Dieses Sakrament hilft immer.

Friedhof – Ort des Friedens. Es gibt nicht wenige Menschen, die gerne zu diesem Ort kommen, zum Friedhof als Ort, wo sie Frieden erfahren, einen Ort, wo man zur Ruhe kommt, einen Ort, der wie eine Türe ist hinein in die Welt Gottes, eine Tür zu Gott, der nur eines will: Friede für alle.

Pfarrer P. Peter Willi FSO