Mannsein – Vatersein – Gedanken zum Vatertag

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Auf Anregung und unter der Leitung von Birgit Ruess haben sich acht Männer zusammengefunden, um mit Gesang und Instrumenten (E-Piano, Klarinette, Saxophon, Cajón und Violine) den Vorabendgottesdienst als Männermesse zu gestalten. Pfarrer P. Peter Willi hielt in diesem Gottesdienst folgende Predigt:

Liebe Gläubige, besonders liebe Männer!

Es gibt tolle Bücher über das Mannsein und Vatersein. Sie beruhen auf humanwissenschaftlichen Untersuchungen, Erfahrung und Weisheit. Ich möchte aus einer anderen Perspektive etwas zu diesem Thema sagen. Jesus ist für mich das unüberbietbare Beispiel des Mannseins und Vaterseins. Sieben Eigenschaften möchte ich kurz aufzählen.

 

  1. Jesus war ein Mann mit einem liebenden Herzen

Er nahm die Kinder in seine Arme, er hatte Mitleid mit vielen Nöten der Menschen, er war verzeihend, wenn jemand um Erbarmen gebeten hat, er tröstete die Witwe von Nain und viele andere, er sprach lange mit der Samariterin, obwohl er selbst müde und die Samariterin eine öffentliche Sünderin war. Er hatte viel Geduld mit seinen Jüngern und ein weites Herz auch für jene, die nicht dem auserwählten Volk Gottes angehörten. Da gibt es keine Spur von Egoismus, Sturheit und unbeherrschten, beleidigenden oder stolzen Worten. Er war kein Narzist, sondern ein Mann der Empathie, der Mann mit Einfühlungsvermögen in unübertrefflicher Weise. Ein reifer Mann ist ein Mann der Liebe.

  1. Jesus war ein Mann, der Zeugnis gab für die Wahrheit, und ein Mann der Stellungnahme

Die Scheinheiligkeit und den geistlichen Stolz jüdischer Religionsführer und Theologen hat er genauso angegriffen, wie die böse Schlauheit des Herodes Antipas. Er hat klar gesagt und bezeugt, was Wahrheit und Lüge ist, was Recht und Unrecht, Sünde und Heiligkeit ist. Er war ein Mann, der den Mund aufgetan hat. Jesus nahm Stellung gegen Unbarmherzigkeit und trieb die Händler aus dem Tempel hinaus, die den heiligen Ort zu einem Marktplatz degradierten anstatt Jesus war kein Angsthase, kein Feigling, kein Mann der Berechnung. Er hat liebevoll und mutig die Wahrheit bezeugt. Von anderen hat er nichts verlangt, was er nicht selber getan hat. Ein reifer Mann ist ein Mann, der den Mund auftut und für Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit eintritt.

  1. Jesus war ein religiöser Mann in vollendeter Weise

Das Wort religio kommt von religere und bedeutet zurückbinden. Ein religiöser Mensch bindet sich zurück an Gott. Adam und Eva haben sich von Gott unabhängig erklärt, sie wählten für ein selbstbestimmtes Leben ohne Gott. Jesus und seine Mutter Maria hingegen wollten nichts anderes nun, als sich an Gott, den Vater, binden, aus ihm leben, von ihm her leben, mit ihm leben. Die Männlichkeit Jesu hat darunter überhaupt nicht gelitten, ganz im Gegenteil: Von Gott Vater her war er der innerlich starke und zugleich milde Mann, der tapfere und duldende Mann, der empfangende und sich verschenkende Mann. Ein reifer Mann ist ein religiöser Mann.

  1. Jesus war ein Kämpfer

Jesus war kein fauler, bequemer Mann. Er hat alles gegeben, aber verfiel nicht dem Stress. Er hat für die Liebe gekämpft, für die Wahrheit, für die Gerechtigkeit, für den Frieden. Er hat uns vorgelebt, was es heißt, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Die Hände in den Schoß legen und sagen: Da kann man nichts machen, das war nicht seine Art. Ein reifer Mann ist ein Mann des Kämpfens.

  1. Jesus war ein Mann des demütigen Dienens

Am Vorabend seines Leidens und Sterbens fasst er seine Haltung und Gesinnung in einem einfachen Dienst zusammen. Zu Beginn des letzten Abendmahles erweist er den Aposteln einen Dienst, der in einem jüdischen Haus vom geringsten Sklaven geleistet wurde: Er wäscht seinen Aposteln ihre staubigen und schmutzigen Füße. Mit Wasser hat er ihre Füße gereinigt und dann am Kreuz mit seinem Blut ihre Seelen. Dem Sohn Gottes ist dieser Dienst nicht zu gering. Er flieht nicht vor dem Schmutz der Welt. Ein reifer Mann ist ein Mann des Dienens.

  1. Jesus war ein Mann des Leidens

Jesus hat in vielfacher Weise gelitten. Sein ganzes Leben hat er gelitten, nicht nur in seinen letzten Stunden. Auffallend aber ist, dass er still gelitten hat. Er war kein Nörgler, kein Jammerer, kein Unzufriedener, kein Verärgerter, kein Raunzer. Still und tapfer hat er gelitten bis zum Vergießen des letzten Bluttropfens. Ein reifer Mann ist ein Mann, der tapfer die Last des Lebens und manches Leid tragen kann.

  1. Jesus war ein Mann der Güte und Demut.

Über die Gesinnung seines Herzens sagt Jesus: „Lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29). Güte und Demut sind keine großen, von den Medien propagierten Haltungen. Durchsetzungsvermögen, Stolz, Prahlerei, Selbstlob – diese und ähnliche Haltungen finden bei der Masse oft viel Anklang. Jesus ging den anderen Weg. Ein reifer Mann ist ein Mann der Güte und Demut.

Liebe Männer, wenn wir auf diese Weise Männer sind, dann werden uns Kinder, Kollegen, Freunde, Frauen, Jung und Alt wertschätzen und lieben. Wir sind Männer und sollen es jeden Tag noch mehr werden: Echte Männer nach dem Beispiel Jesu. Amen.