P. Márton Héray aus Ungarn hat die Predigt gehalten bei der Nachprimiz von P. Kilian Deppisch. Beide waren einige Jahre gemeinsam unterwegs auf dem Weg zur Priesterweihe.
Liebe Mitbrüder am Altar, besonders lieber Primiziant P. Kilian, liebe Pfarrgemeinde hier in St. Sebastian, Gisingen,
Gott meint es gut mit euch! Er hat zwar einen Diakon von euch weggenommen, aber nur damit er einen Neupriester schenken kann. Du hast erzählt, P. Kilian, dass du auch etwas ähnliches in deinem Leben erfahren hast. Zu Beginn deiner Berufungsweg hast du deinen Traum eine eigene Familie zu gründen Gott zurückgeschenkt. Du bist einen langen Weg im Glauben gegangen bis zum Tag deiner Priesterweihe. Und jetzt siehst du, und mit jedem vergangenen Jahr im priesterlichen Dienst wirst du noch mehr sehen: wie reich der Herr dich und durch dich viele Seelen beschenken möchte.
Du hast es schon erfahren, und ich wünsche dir, P. Kilian, dass du in deinem priesterlichen Leben noch oft erfahren kannst: Gott nimmt nichts weg von dir… Es sei denn, er möchte dir etwas noch größeres schenken. Gerade durch dein Ja Wort zu einem Leben als Gottgeweihter Priester lädst du uns ALLE ein, heute nochmals verstärkt unser Vertrauen auf Gott zu setzen. Für dein Ja Wort, besser gesagt für dein „ich bin bereit“ (vor zwei Wochen) sind wir dir sehr dankbar!
Ich weiß es nicht, ob ihr P. Kilian seit seiner Priesterweihe schon oft gesehen habt. Deswegen schaut ihn bitte jetzt bewusst an: “P. Kilian, schön, dass du wieder da bist, wir freuen uns aus ganzem Herzen mit dir!”. Und ich möchte mich sofort mit einer Frage besonders an den Kindern wenden:
Merkt ihr den Unterschied in P. Kilian? Ihr habt ihn als Diakon Kilian auch gekannt, jetzt ist er Priester, SIEHT ihr den Unterschied??? Ich lasse ein wenig Zeit, damit ihr ihn anschauen könnt…
Ja, die Haare sind nicht grauer geworden, er ist auch nicht größer geworden – es wäre ja auch fast unmöglich… Aber einen großen Unterschied gibt es… Stimmt, die Kleidung hat sich geändert, er trägt jetzt ein Messgewand, keine Dalmatik mehr… Aber es gibt noch einen Unterschied… Ich bin gespannt, ob ihr es sieht?
Es geht um ein Zeichen das P. Kilian seit zwei Wochen trägt. Jeder Priester bekommt ein Zeichen, ohne dieses Zeichen wäre er kein gültiger Priester. Ich bin gespannt, ob ihr dieses Zeichen an P. Kilian auch merkt.
Ich gebe zu, es war eine Fangfrage von mir… Es stimmt schon, P. Kilian hat ein Zeichen bekommen, ein solches sogar das nie gelöscht werden kann. Aber es ist ein Zeichen das für die Augen nicht sichtbar ist. Er trägt es auf seiner Seele. Du hast auch ein ähnliches Zeichen am Tag deiner Taufe bekommen. Es kann auch nicht gelöscht werden. Dieses Zeichen bedeutet: „du bist Gottes Kind auf ewig“. Und das Zeichen das P. Kilian in der Priesterweihe bekommen hat bedeutet: „du bist Priester auf ewig“. Es kann nie rückgängig gemacht werden.
Liebe Kinder, bitte merkt ihr euch: ein Priester kann nur deswegen die Heilige Messe feiern, weil er dieses Zeichen Gottes das er am Tag seiner Priesterweihe bekommen hat, auf seiner Seele trägt. P. Kilian hätte vor seiner Priesterweihe das Messbuch bedienen können. Er hat gewusst, an welchem Tag wo er es aufschlagen muss. Er hat gut predigte halten können, er hat viel Mitgefühl mit den Menschen gehabt, er konnte Religion unterrichten und, und, und…. Aber ohne dieses Zeichen konnte weder er, noch jemand anderer die Hl. Messe feiern.
Bleiben wir kurz bei diesem Bild. Liebe Brüder und Schwestern, bei Entscheidungen die nicht rückgängig gemacht werden können taucht immer die Frage auf: „woher weißt du, dass du diese Entscheidung später nicht bereuen wirst?“. Oft denken wir zu wenig daran, dass niemand in der Geschichte nur deswegen Priester geweiht worden ist, weil er gedacht hat: „ich habe eine Berufung zum Priestertum“. Und auch deswegen wurde bis jetzt niemand Priester geweiht, weil andere über ihn gedacht haben: „er hat eine Berufung zum Priestertum“. Es braucht beide Seiten: die persönliche Überzeugung, und die Anerkennung der Echtheit dieser Überzeugung.
Ich möchte erzählen über die erste Anerkennung der Berufung von P. Kilian, die ich gehört habe. Ich kann mich erinnern, P. Kilian, als du mit der Frage der Berufung gerungen hast. Ich war schon in Collegium Paulinum in Rom, im Ausbildungshaus unserer Geistlichen Familie, als ich gehört habe: nächste Woche kommt ein junger Mann – ein gewisser Kilian – aus Deutschland und wird ein paar Woche bei uns verbringen. Es wurde auch gesagt, dass er viel Klavier üben wird, weil er sich auf eine Musikprüfung vorbereitet. So habe ich dich kennengelernt. Dann eines Tages als du mit uns in Rom warst, sind wir gegangen um ein Eis zu essen unter der heißen römischen Sonne. (Ja, im Seminar muss man früh aufstehen, aber das Leben ist nicht nur schwer, es gibt immer wieder ein Eis auch!). Wir waren unterwegs auf dem Via Boccea, und dann drehte ein Mitbruder (damals schon Priester) zu mir und sagte: dieser Kilian… er könnte zu uns gehören! Diese Worte klingen heute auch noch in meinen Ohren. Er könnte zu uns gehören. Wie schön, dass aus dieser „könnte gehören“ in den letzten Jahren ein „jetzt gehört er“ geworden ist.
Ich danke dem Herrn, P. Kilian, dass er sowohl dich als auch mich zu unserer Geistlichen Familie gerufen hat, und wir gehören dazu gemeinsam jetzt als Priester. Ich erkenne an dich die gleiche Freude die mich vor zwei Jahren am Tag meiner Priesterweihe erfüllt hat. Es ist schön dem Herrn als Priester zu gehören. Möge dein JA Wort, und deine freudige Christusnachfolge auch für andere junge Menschen eine Einladung sein, ihr ganzes Leben – als Priester oder als Gottgeweihte – ganz dem Herrn zurückzuschenken. Vielleicht sind einige von ihnen schon unter uns…
Ich fand es sehr bewegend, dass deine Priesterweihe in der Kirche stattfinden konnte wo deine Eltern ihr Ja Wort einander am Tag ihrer Eheschliessung ausgesprochen haben. Sie haben nicht nur auf dein Leben Ja gesagt, sondern auch an deine Berufung. Dafür sind wir ihnen heute alle dankbar.
Was kann ich dir als selbst junger Priester mitgeben? Im heutigen Evangelium haben wir über den barmherzigen Samariter gehört.
- Ein Samaríter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid,
Du siehst schon die Nöte der Menschen, jetzt wirst du als Priester auch die seelische Nöte der Menschen sehen.
“Ein heiliger Priester erweckt den Mut,
sich zu bekehren” (Mutter Julia)
- brachte ihn zu einer Herberge […] hat ihn dort GELASSEN: „Sorge für ihn“
- und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen.
Sei ein Priester mit ganz offenen Augen und offenem Herzen für die Nöte der Menschen. Sei ein guter Samariter. Amen.