Hl. Kolumban – Glaubensbote in Vorarlberg

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Buchmalerei aus „St. Galler Hausheilige“: Kolumban und Gallus auf der Überfahrt nach Bregenz, um 1455, in der Stiftsbibliothek in St. Gallen. Quelle

Liebe Leser und Leserinnen des Gisiger Blättles!

Erlaubt mir, mich vorzustellen: Kolumban, Wandermönch, Missionar, Abt und europäischer Heiliger. Geboren bin ich um 543 in Irland, wo ich eine gute Erziehung genoss. Ich studierte freie Künste und schloss mich der Gemeinschaft Cluains-Inis im nordischen Sinell an, in der ich die Heiligen Schriften studierte. Mit zwanzig Jahren trat ich in das Kloster Bangor in Irland ein. Im Einklang mit meinem Abt Comgall führte ich ein diszipliniertes Leben des Gebetes, der Askese, des Studiums und wurde dort zum Priester geweiht.

Mit 50 Jahren zog es mich mit zwölf Gefährten als Wanderer für Christus in andere Länder des heutigen Europas. In meinen Schriften taucht zum ersten Mal das Wort „Europa“ auf. In Luxeuil (Frankreich) erbaten wir ein Stück unbestelltes Land. Bald schon war aus diesem wilden ungebändigten Stück Land ein kleines Paradies entstanden. Mit Entsagung, Fleiß, Ausdauer und Gottvertrauen bebauten wir unsere Äcker und mit Liebe und Glauben sorgten wir uns um die Seelen der Menschen. So konnte Gott in die Herzen von vielen einziehen. Immer mehr schlossen sich uns an und wollten dieses strenge und einfache Leben mit und für Gott führen.

In den zwanzig Jahren in Frankreich baute ich drei Klöster. In meinen Instruktionen schrieb ich: „Wenn der Mensch in rechter Weise von jenen Fähigkeiten Gebrauch macht, die Gott seiner Seele zugestanden hat, dann wird er Gott ähnlich sein. Gedenken wir dessen, dass wir all jene Gaben zurückerstatten müssen, die er in uns gelegt hat, als wir uns im ursprünglichen Zustand befanden. Dazu hat er uns die Weise mit seinen Geboten gelernt. Das erste von ihnen ist, den Herrn aus ganzem Herzen zu lieben, da er uns als erster geliebt hat.“

Auch regte ich beharrlich zur regelmäßigen persönlichen Beichte an. Nachdem ich den König Theuderich wegen seiner ehebrecherischen Verhältnisse gemaßregelt hatte, kam eine Welle von Verleumdung und Hetze auf unsere Gemeinschaft zu. Wir wurden des Landes verwiesen und sollten mit dem Schiff nach Irland zurückgebracht werden. Das Schiff strandete jedoch kurz nach Beginn der Fahrt. Der Steuermann sah dieses als Zeichen Gottes und brachte uns ans Festland zurück. Anstelle zurück nach Luxeuil zu gehen, beschlossen wir einen neuen Weg der Evangelisierung zu gehen. So kamen wir rheinaufwärts in die Gegend des Zürichsees und die Umgebung von Bregenz, wo wir den Alemannen das Christentum erschlossen. Politisch war es eine sehr schwierige Zeit. Ich setzte mich gegen Korruption und Machtgehabe ein. Später zogen wir ohne Bruder Gallus nach Italien weiter, wo wir gut aufgenommen wurden und es genug erdiges und seelisches Brachland zu bebauen gab. Meine letzte Reise als Wanderer für Christus in die ewige Heimat trat ich am 21. November im Jahre 615 in Bobbio in Italien an. Wenn ihr, liebe Blättleleser, Gebrauch macht von den Fähigkeiten, die Gott euren Seelen zugestanden hat, wenn ihr die Gebote, die der Herr euch gelehrt hat, ernst nehmt und Gott aus ganzem Herzen liebt, dann kann ein Europa nach Gottes Willen in Frieden und Freude blühen.

Es grüßt und segnet euch Vater Kolumban