Danke, Papst Benedikt

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Danke, Papst Benedikt XVI.

Jahresschlussgottesdienst 2022

Liebe Schwestern und Brüder!

Der heutige Gedenktag des hl. Papstes Sylvester und zugleich der siebte Tag der Weihnachtsoktav ist der Geburtstag von Papst Benedikt in das ewige Leben. 95 Jahre hat er Gott und der Kirche als Christ, als Priester und Erzbischof, als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst gedient. Am Karsamstag 1927 wurde er geboren und getauft, in der Osterzeit 2005 wurde er der Nachfolger des hl. Petrus und in dieser Weihnachtszeit, einen Tag vor dem Hochfest der Gottesmutter Maria, rief ihn sein Schöpfer und Erlöser in die ewige Heimat. Alle diese „Daten“ sind kein Zufall. Die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest ist im gesellschaftlichen Leben eine etwas „ruhigere“ Zeit, viele Menschen sind offener für religiöse Gedanken und Vollzüge. So gibt es etwas mehr „Raum“, um Nachrichten zu hören über Papst Benedikt, über sein Leben und Sterben, sein Wirken und seine Persönlichkeit. In diesen Stunden und Tagen hört man sehr viele anerkennende und würdigende Worte über ihn. Diesen möchte ich meine persönlichen Worte hinzufügen.

Ich danke Papst Benedikt, der mich seit den Tagen meines Studiums durch seine Schriften sehr beeindruckt und geprägt hat. Seine Gedanken habe ich getrunken wie ein durstiger Bergsteiger, der aus der frischen Bergquelle kühlendes Wasser trinkt. Joseph Ratzinger war ein von Gott Ergriffener und konnte mit einfacher und wunderbarer Sprache die Menschen zu Gott, zu Jesus Christus, zum Glauben und zur Kirche hinführen. Öfters und zurecht hat man gesagt, dass zu den intelligentesten Menschen seiner Generation gehört. Mit diesen Gaben hätte er eine weltliche Karriere machen können. Darauf hat er verzichtet. Er hat die ganze geistige und körperliche Kraft in den Dienst der Kirche gestellt. Alles, was ihm Gott geschenkt hat, hat er der Kirche weitergeschenkt.

Man könnte sagen, dass er eine kirchliche Karriere gemacht hat. Das stimmt nicht, das ist menschliche Beurteilung. Er hatte EIN Ziel angestrebt, und zwar aufgrund eines göttlichen Rufes, nämlich das Ziel, Priester zu werden. Alle weiteren Aufgaben kamen ebenfalls aus Berufung und nicht aus Karrieredenken. Rasch hat man erkannt, dass er ein begabter Denker ist und so hat sein Erzbischof ihn nach wenigen Kaplansjahren weiterstudieren lassen. Er war etliche Jahre glücklicher Theologieprofessor und dann nahm er schweren Herzens den Ruf an, Erzbischof von München und Freising zu werden. Bald darauf nahm er schweren Herzens den Ruf an, Präfekt der Glaubenskongregation in Rom zu werden, und nach Jahren starb Papst Johannes Paul II. Dieser Papst ließ ihn nicht in Pension gehen, sondern wollte ihn an seiner Seite haben bis zu seinem Tod. Mit dem Tod von Johannes Paul II rückte die Pension näher und auch ein letztes großes Buchprojekt: Ein Buch über Jesus Christus. Mitten in dieser „Vorfreude“ auf ruhigere Jahre hat ihn Gott durch die Stimmen der Kardinäle im Alter von 78 Jahren zum Papst berufen. Wieder war er bereit, sich rufen zu lassen. Jeder Ruf Gottes wurde zu einem noch größeren Segen für die Kirche. Gott gab ihm dann die Kraft und Freude, in den „Ferienwochen“ in Castel Gandolfo drei Bände über Jesus Christus zu schreiben, ein Buch, das vielen, vielen Menschen geistliche Nahrung brachte und bringt.

Demut und Bescheidenheit zeichneten sein ganzes Leben aus. Die ersten Worte, die er als frisch gewählter Papst der Menge auf dem Petersplatz sagte, lauteten: „Liebe Schwestern und Brüder! Nach einem großen Papst Johannes Paul II. haben die Herren Kardinäle mich gewählt, einen einfachen und bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn. Mich tröstet die Tatsache, dass der Herr auch mit ungenügenden Werkzeugen zu arbeiten und zu wirken weiß. Vor allem vertraue ich mich euren Gebeten an. In der Freude des auferstandenen Herrn und im Vertrauen auf seine immerwährende Hilfe gehen wir voran Der Herr wird uns helfen, und Maria, seine allerseligste Mutter, steht uns zur Seite. Danke.“

Der 41järhige Professor Joseph Ratzinger hatte Interesse am großen englischen Theologen und jetzt Heiligen John Henry Newman. Deshalb besuchte er mit anderen Theologen im Jahr 1975 das Newman-Studienzentrum meiner geistlichen Familie Das Werk in Rom. Aus diesem Besuch wurde eine jahrelange Freundschaft bis zu seinem Tod. Ich durfte ihm regelmäßig in Rom begegnen.

Wenige Wochen bevor ich nach Gisingen kam, konnte ich ihn besuchen. Es war die letzte Begegnung mit ihm. Ein Jahr später habe ich ihm einen Brief geschrieben. Ich habe ihm ein wenig die Pfarre Gisingen vorgestellt und auch folgendes geschrieben: „Heilige Vater, immer wieder wurde ich im vergangenen Jahr gefragt, was meine Schwerpunkte für die Pfarrarbeit sei. Ich antworte dann einfach: Ich möchte, dass Gisingen eine katholische Pfarrei sei.“ Darauf ging er in einem Brief ein, den ich überraschenderweise einige Wochen später erhielt. Er schreibt da: „Ich finde es wunderbar, dass Sie in Ihrem Programm nichts Großartiges und Ungewöhnliches wollen, sondern nur das, worum es letztlich geht: dass Ihre Pfarrei eine katholische Pfarrei sei. Dies ist eigentlich das Normalste, was man sich denken kann. Heutzutage ist leider das eigentlich Katholische so schwach geworden, dass man glaubt, es durch anderes ersetzen zu müssen. Aber wie interessant das Selbstgemacht und Erdachte im ersten Augenblick erscheinen mag – es fehlt ihm die aus dem Ewigen kommende Kraft, und so zerfällt es auch wieder. So verstehe ich, daß Das Werk für Sie eine wichtige Hilfe bedeutet, wo das Katholische frisch und lebendig aus der persönlichen Beziehung mit dem Herrn her neu gelebt wird. Daß Kaplan Fenninger aus St. Leonhard am Wonneberg [Bayern] Ihr erster Mitarbeiter ist, bringt mir sozusagen Ihre Pfarrei auch emotional nahe.“ Sein Brief war und ist mir Ermutigung in meinem Dienst.

Wir feiern heute auch den Weltfriedenstag. Zum großen Geschenk des Friedens, passen folgende Worte von Papst Benedikt in seiner Weihnachtspredigt vor 17 Jahren: „Wenn wir Eucharistie feiern, sind wir in Bethlehem, im ‚Haus des Brotes‘. Christus gibt sich uns und gibt uns seinen Frieden. Er gibt ihn, damit wir das Licht des Friedens in uns tragen und es weitergeben; damit wir Friedensstifter werden und so zum Frieden in der Welt beitragen. So bitten wir ihn: Herr, mache deine Verheißung wahr. Lass Frieden werden, wie Unfrieden ist. Lass Liebe aufstehen, wo Haß ist. Lass Licht werden, wo Dunkel ist. Mache uns zu Trägern deines Friedens. Amen.“

Pfarrer P. Peter Willi FSO