Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid

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Liebe Schwestern und Brüder!

Ich lade euch ein, dass wir miteinander über diese Worte Jesu nachdenken. „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. (Mt 11,28).

Jesus sagt nicht: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, denn ich werde euch von all euren Mühen und Lasten befreien. Es gibt kein Leben ohne Mühe und Leid, auch nicht für glaubende Menschen. Das hätten wir oft gerne und dieser Wunsch ist menschlich gesehen auch verständlich. Es gab und gibt Menschen, die Gott den Rücken gekehrt haben, weil er sie von der Mühsal und den Lasten des Lebens nicht befreit hat.
Was tun Menschen, wenn der Schuh drückt, wenn sich die Mühsal des Lebens zeigt und das Leid auf dem Leib und auf der Seele drückt. Die häufigste Reaktion ist die Klage, das Jammern. Bis zu einem bestimmten Grad darf man das und ist auch gut, denn geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude. Klagen und das Jammern sollten aber nicht ein Grundzustand sein. Bemühen wir uns, Dinge anzunehmen, die wir nicht ändern können und auch andere nicht ändern können. Wenn jemand sagt: „So ist das jetzt. Ich nehme das an und ich hole mir Kraft im Glauben“, dann bezeugt er sein Christsein. Dann kommt der Friede in das Herz.

Angesichts von Mühsal im Leben flüchten Menschen oft in übertriebene Genüsse aller Art und in verschiedene Formen von Süchten. Übertriebes Essen und Trinken, Alkohol, Droge, Pornographie, Trägheit, exzessiver Medienkonsum usw. All das bringt keine Lösung, es führt zu noch größerem Leid und Schmerz. Die innere Kraftlosigkeit wird noch größer, die innere Leere wächst. Das Last wird noch größer und noch schwerer.
Was sagt uns Jesus? Kommt alle zu mir. Ich will euch erquicken. Er verspricht uns Erquickung, d.h. neue Kraft, Erleichterung, Zuversicht, Standhaftigkeit. Wie aber geht das: Zu Jesus kommen?

Zu Jesus kommen heißt, sich Jesus Christus öffnen, mit dem Denken, mit dem Herzen, mit der ganzen Existenz. Ihm begegnen, auch wenn wir ihn nicht sehen.
Zu Jesus kommen heißt, das Evangelium aufschlagen und darin lesen.
Zu Jesus kommen heißt, beten.
Zu Jesus kommen heißt, zum Gottesdienst gehen.
Zu Jesus kommen heißt, in die Stille gehen, abschalten, zur Ruhe kommen, herunterfahren und auf Ihn schauen mit den Augen des Glaubens.
Zu Jesus kommen heißt in eine stille Kirche gehen, wo es den Tabernakel gibt, wo Jesus gegenwärtig ist in der heiligen Hostie im Tabernakel. Besonders empfehlenswert ist da die eucharistische Anbetung, die es bei uns jeden Dienstag den ganzen Tag hindurch gibt.
Zu Jesus kommen heißt zu jemandem gehen, der mit Jesus verbunden lebt und vor diesem Menschen das Herz ausschütten und Hilfe erbitten. Jesus kommt oft durch Menschen zu Menschen. Lassen wir uns immer wieder helfen.
Zu Jesus kommen heißt, ihm im Sakrament der Buße begegnen und ihm alles sagen, was schief und verkehrt gelaufen ist.
Zu Jesus kommen heißt, ein Buch zu lesen, dass von einem Jesusjünger oder einer Jesusjüngerin geschrieben worden ist, eine Heiligenbiographie lesen und ähnliches.

Liebe Gläubige, ich bitte euch, diese Worte Jesu ganz wörtlich zu nehmen. „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Jesus steht zu seinen Worten und zu seinen Verheißungen. Er wird uns immer wieder erquicken, erleichtern, kräftigen, stärken, ermutigen und hoffnungsvolle Perspektiven eröffnen.
Amen.

Pfarrer P. Peter Willi FSO
(Predigt am 9.Juli 2023)