Ostern – die beste Impfung gegen Hoffnungslosigkeit

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Liebe Pfarrgemeinde!

Neulich hat mich eine 95jährige, gläubige Frau mit einer Aussage überrascht, die spontan aus ihrem Herzen kam: „Man muss immer Hoffnung haben.“ Dabei leuchteten ihre Augen. Ein Leben lang lebte sie verbunden mit Gott, mit der Kirche, mit dem Gebet, mit den Sakramenten. In derselben kurzen Begegnung kamen wir zu sprechen auf eine alte Dame, die unerwartet starb. Die betagte Frau meinte mit innerer Ruhe und oder jede Angst: Ja, einmal müssen wir alle sterben.

Ostern ist das große Fest der Hoffnung. Der Sieg Jesu über den Tod, über die menschliche Schuld und über den Teufel beinhaltet auch den Sieg über die Hoffnungslosigkeit. Der große Inhalt der christlichen Hoffnung ist das ewige Leben. Christliche Hoffnung ist weit mehr als eine optimistische Lebenseinstellung, die der eine mehr der andere weniger hat. Wenn die christliche Hoffnung auf das ewige Leben in uns gefestigt ist, dann kann der Auferstandene die Angst vor dem Tod Schritt für Schritt aus unserem Herzen wegnehmen. Natürlich wünscht sich der Mensch ein möglichst langes, ruhiges, gesundes und sorgenfreies Leben. Aber das ist im letzten doch selten der Fall und auch nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass wir das ewige Leben erlangen. Die ersten Menschen, Adam und Eva, haben für die ganze Menschheit die Türe zum ewigen Leben verschlossen, durch Christus wurde sie wieder aufgemacht. Seit Ostern ist nicht das Grab, sondern der Himmel das Ziel der menschlichen Existenz. „Ich sterbe nicht, ich gehe ein ins Leben“ (Therese von Lisieux). Die einzige Bedingung, um dieses Ziel zu erlangen, ist der Glaube. „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben“, so sagt es uns Jesus im Evangelium.

Neben diesem eigentlichen und großen Ziel der christlichen Hoffnung gibt es viele andere Hoffnungen: Hoffnung auf Gesundheit, auf einen passenden Arbeitsplatz, auf einen guten Lebensweg der Kinder, auf das Ende der Corona-Pandemie, auf die Heilung von Beziehungen, auf eine erneute Hinwendung zum Glauben von vielen Menschen, auf die Bewahrung der Einheit der Kirche, auf junge christliche Familien, Priester und Schwestern usw.

Warum verliert der Christ nie die Hoffnung? Er verliert sie nie, weil er aus dem Glauben lebt, der ihm sagt: Gott vergisst mich nicht. Gott denkt an mich. Er ist allmächtig und vermag Misserfolge in Erfolge zu wandeln, Traurigkeit in Freude, Irrwege in gerade Wege, Mangel in Reichtum, Tod in Leben. Die christliche Hoffnung vertreibt Gedanken und Versuchungen wie z. Bsp.: Da kann man nichts mehr machen. Mein Leben hat keinen Sinn mehr. Die Sünde, die ich begangen habe, ist unverzeihbar. Mein Leben ist nur ein Scherbenhaufen und nichts mehr. Ich gebe die Hoffnung auf.

Der Auferstandene vertreibt die Hoffnungslosigkeit, angefangen von der Mutlosigkeit bis hin zu Verzweiflung. Der Katechismus sagt, dass es zwei Sünden gegen die Hoffnung gibt: die Verzweiflung und die Vermessenheit (vgl. KKK 2091). „In der Verzweiflung hört der Mensch auf, von Gott sein persönliches Heil, die Gnadenhilfe, um zum Heil zu gelangen, oder die Vergebung seiner Sünden zu erhoffen. Er widersetzte sich damit der Güte Gottes, seine Gerechtigkeit – denn der Herr bleibt seinen Verheißungen treu – und seiner Barmherzigkeit“ (2091). Verzweiflung kann einen Menschen heimsuchen. Dennoch sollten wir uns niemals einfach passiv der Verzweiflung übergeben. Wir sollen gegen sie im Vertrauen auf die Macht des Auferstandenen ankämpfen. Verzweiflung richtet sich gegen die Hoffnung. Eine andere Haltung, die sich gegen die christliche Hoffnung richtet, ist die Vermessenheit. „Der Mensch überschätzt seine Fähigkeiten, indem er hofft, er könne das Heil ohne die Hilfe von oben erlangen; oder er hofft vermessen, er könne von der Allmacht und dem Erbarmen Gottes Vergebung erlangen, ohne sich zu bekehren, und selig zu werden, ohne es zu verdienen“ (2092).

Österliche Menschen leben in der Hoffnung. Sie leben eine gläubige Hoffnung über alle nur menschliche Hoffnung hinaus. Wer hofft, glaubt immer an eine Lösung. Gott hat Lösungen, die wir nicht kennen. Seine Lösungen sind immer wieder die viel besseren als jene, die wir uns ausdenken. Ostern ist die beste Impfung gegen die Hoffnungslosigkeit. Österliche Menschen leben nicht nur selber aus der Hoffnung, sondern sie erwecken Hoffnung in anderen Menschen. Hoffnung schenkende Menschen sind eine Wohltat. Die Hoffnung ist der Sauerstoff des Lebens. Ohne Hoffnung erstickt die Seele des Menschen. Unsere Hoffnung hat einen Namen und dieser Name lautet: Jesus Christus. Jesus Christus ist unsere Hoffnung. Er ist auferstanden und gibt uns Hoffnung – immer und in allen Lebenssituationen. Amen. Halleluja!

Pfarrer P. Peter Willi FSO