Weihnachten

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Liebe Schwestern und Brüder!

Jedes Jahr freue ich mich, die wunderschönen Lesungen der Heiligen Nacht zu hören. Ich lade euch ein, dass wir uns der kurzen, aber inhaltsreichen Botschaft des hl. Paulus aus seinem Brief an seinen Schüler Titus zuwenden.

Der große Apostel beginnt mit den Worten: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“ (2,11). Mit ganz wenigen Worten sagt uns Paulus, was der Inhalt dieses Festes ist. Die Gnade Gottes ist erschienen; d.h. Gott ist aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt gekommen. Das Leben des unsichtbaren Gottes ist sichtbar, angreifbar und hörbar geworden und zwar in der Gestalt des Menschen Jesus Christus. Gott ging in dieser Welt als Mensch den Weg vom hilflosen Kleinkind bis zum Erwachsenenalter. Das ist so außergewöhnlich, dass viele damit Schwierigkeiten haben. Der allmächtige Gott, der das ganze Universum geschaffen hat, kann sich doch nicht im Gewand der Hilfslosigkeit als kleines Baby und als Gemarterter am Kreuze zeigen. Aber das ist die Logik Gottes. Er wurde sichtbar und spricht auf Augenhöhe mit uns.

Warum hat er uns besucht, warum hat er sich sichtbar gemacht? Paulus sagt: Um alle Menschen zu retten? Wovon rettet er uns? Er rettet uns vom Tod. Es gibt für uns ewiges Leben bei Gott. Er rettet uns von der Schuld und verzeiht uns, er rettet uns vor dem Teufel, dem letzten Verursacher alles Bösen in der Welt. Deshalb singen wir im Lied Stille Nacht: Christ der Retter ist da.

Vers 12: Sie erzieht uns dazu, uns von unserer Gottlosigkeit und irdischen Begierden loszusagen und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben.

Hier wird nun gesagt, dass mit der Geburt Jesu ein neuer Lebensstil in die Welt gekommen ist. Jesus erzieht uns dazu, dass der Mensch sein Leben ändert. Er will, dass wir aus einem Leben ohne Gott zu einem Leben mit Gott übertreten. Der Mensch soll die Gottlosigkeit verlassen und sich auch von irdischen Begierden lossagt. Als Folge der Ursünde Adams und Evas wird der Mensch beherrscht von der Gier nach dem Irdischen, der Gier nach Geld, Besitz, Macht, Ansehen, Genuss und zwar im Übermaß. Der Mensch ist oft wie versklavt an das eigene Ich und seine übertriebenen Ansprüche.

Was aber ist das neue Lebensmodell, das christliche Lebensmodel? Paulus sagt: Der Mensch soll besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben. Besonnen heißt: vernünftig, normal, maßvoll, ohne Übertreibungen. Essen ja – fressen nein. Trinken ja – Betrinken nein. Etwas besitzen ja, aber nicht so, dass andere dadurch arm werden usw. Die Besonnenheit bezieht sich auf die innere Ordnung und Harmonie. Die zweite Eigenschaft: gerecht. Paulus meint hier unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Die Güter der Welt unter allen Menschen gerecht aufteilen, ist Gerechtigkeit. Ein Kind gut und liebevoll erziehen und es weder zu vernachlässigen noch zu verwöhnen ist gerecht, denn wer ein Kind zeugt, soll sich auch um eine gute Erziehung bemühen. Der Gerechtigkeit verpflichtet uns zur Wahrheit, denn andere anlügen ist ungerecht. Zur Gerechtigkeit gehört auch, Kinder zu Gott hinzuführen, denn ein Kind hat ein Recht, seinen Ursprung kennenzulernen. Die dritte Eigenschaft des neuen Lebensstiles ist die Frömmigkeit. Das bedeutet mit Gott leben und nicht ohne Gott leben, mit seinem Worte leben, im Gebet mit ihm in Verbindung bleiben. Ein frommer Mensch ist ein gottverbundener Mensch.

Vers 14: Er hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.

Jeder Mensch ist verstrickt in Ungerechtigkeit, d.h. in Sünde, und bedarf der Befreiung und Erlösung. Wo Menschen Gott wirken lässt, tut er es. Diese erlösten, besonnenen, gerechten und frommen Menschen gibt es in allen Völkern. Zusammen bilden sie das auserlesene Volk Gottes, SEIN Volk. Sie streben voll Eifer danach, das Gute zu tun. Menschen, die besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben und voll Eifer das Gute tun sind Perlen.

P. Peter Willi FSO